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Nicola Graefe
60 Prozent Geld
geschöpftes Papier, je 20 Euro
Geldschredder - Material, bereit dazu mit den Händen umgeformt zu werden. Nur zu was? Ein selbst geschöpfter
1000000 DM-Geldschein mit entsprechendem Gewicht? Ein Buch aus handgeschöpftem Geldpapier? Aus grünen Schnipseln
20er schöpfen und aus blauen 100er? Warum nicht gleich einen 1000er zusammensetzen, den bekommt man vielleicht noch
irgendwo los. Wohl eher zu mühselig. Aber Geld sortieren, welch angenehme Vorstellung. Durch wie viel Hände das
Geld gegangen ist, wie viele Bakterien und Milben sich hier ein gemütliches Zuhause geschaffen haben? Als Textilerin
könnte ich einen Geldteppich, ein Geldgewebe, einen Geldfilz herstellen. Erste Versuche. Das Material lässt sich
nicht gut auffasern, scheinbar höchste Qualität, den Ansprüchen genügend, reißfest und
unempfindlich gegen Wasser. Auch lassen sich die Schnipsel-Ränder kaum auffasern, Geldscheinrestaurieren also nicht gut
möglich. Das Schnipsel-Wasser-Gemisch schäumt, Chemiezusätze? Ob Kochen hilft? Auch nicht. Wasserfeste
Verleimung? Kunststoffanteil? Wie fühlt es sich überhaupt an? Erst weich, durch die Kleinteiligkeit aber beim
genaueren Hinfühlen hart, plastikhaft. Nach dem Kochen: noch mehr Schaum, und trotz tagelangem Weichen und Pürieren
nicht kleinzukriegen. Geschliffen geht die Farbe ab.
Inzwischen weiß ich es: Geld besteht aus Erdöl, also doch Plastik. Jetzt, wo der Euro kommt, kommt es raus, alles
Fälschung, Täuschung, kein echtes Geld, sondern nur Plastikgeld. Zukunftsweisend. Alles nur
Präsentationssache, Verkaufstechnik.
Nicola Graefe
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